"Ich bin auf der Suche nach einem funky, stinky und trüben Naturwein - je schräger, desto besser! Irgendwelche Empfehlungen?" Dies ist eine häufige Anfrage, die wir in unserem Naturweinladen erhalten.
Die Verkostung eines natürlichen Weins kann manchmal eine völlig andere Erfahrung sein als die, die man gewohnt ist, manchmal ist der Unterschied aber auch subtiler.
Es braucht einen geschulten Gaumen, um zu erkennen, dass ein seidiger und schöner Naturwein wahrscheinlich nur minimalen Eingriffen unterzogen wurde. Der Chardonnay von Ernst Triebaumer ist ein gutes Beispiel hierfür. Er ist weder trüb noch muffig und man würde nie vermuten, dass er ungefiltert ist, aber er ist es tatsächlich. Es gibt Naturweine, wie die von Triebaumer, die sowohl Traditionalisten als auch "Naturalisten" ansprechen, weil sie einfach hervorragend sind. Und das ist doch letztendlich das Wesentliche, oder?
Abgesehen von der Trübung oder dem sichtbaren Bodensatz ist ein bemerkenswertes Merkmal der Naturweine die exquisite Mineralität, die sich am Gaumen bemerkbar macht. Der sorgfältige Anbau dieser Reben begünstigt eine tiefe Verwurzelung, so dass sie die einzigartigen Aspekte ihres Terroirs aufnehmen können, was sich im Endprodukt widerspiegelt. Dies kann auch zu einem leichteren Stil bei Trauben führen, die normalerweise körperreich sind, wie Syrah oder Bordeaux-Mischungen. Sie verleiht dem Wein eine gewisse Saftigkeit oder Zartheit und bietet dennoch Möglichkeiten für die Textur.
Einige Naturweine weisen Aromen auf, die an eingelegtes Gemüse erinnern, sie sind krautig (vor allem solche, die in Regionen mit vulkanischen Böden wie dem Ätna Rosso angebaut werden) und haben je nach Rebsorte eine angenehme Säure, die ihren Trinkgenuss erhöht. Die Franzosen haben sogar einen eigenen Begriff für diese Eigenschaft: "digestibilité", was sich als nützlich erweisen könnte, wenn Sie in Zukunft einige Pariser in einer natürlichen Weinbar beeindrucken wollen. Schmelzers Grüner Veltliner hat zum Beispiel Geschmacksnoten von grüner Paprika und der Riesling von Georg Lingenfelder schmeckt sanft nach Fenchel.
Die Leute assoziieren die Funkiness von Naturweinen oft mit Noten von "Scheune" oder sogar "Turnsocken". Diese Eigenschaften sind bei nicht natürlichen Weinen zwar nicht völlig unüblich, aber sie können ein gewöhnungsbedürftiger Geschmack sein. Viele Menschen suchen jedoch absichtlich nach diesen Aromen (darauf gehen wir eingehender im Artikel über Weinfehler ein).
Wenn ein Wein auf den ersten Blick etwas zu viel Funk enthält oder nicht ganz ausdrucksstark ist, sollten Sie ihn 30 - 45 Minuten lang dekantieren und später erneut probieren. Vielleicht braucht er nur ein wenig Luft.