Was ist eigentlich Naturwein?

Was ist eigentlich Naturwein?

Eine Frage, die sich viele stellen, die mit dem Begriff nicht vertraut sind, ist:

Was ist eigentlich Naturwein?

Schließlich wird jeder Wein aus Trauben gewonnen, die irgendwie aus der Natur kommen. Ist dann nicht jeder Wein Naturwein?

Diese Frage ist durchaus berechtigt. Handelt es sich bei Naturwein lediglich um einen weiteren Marketingtrick, der diejenigen ansprechen soll, die handwerkliche Produkte bevorzugen? 

Obwohl es keine rechtliche Definition oder Zertifizierung für Naturwein gibt, bezeichnet dieser Begriff einen Wein, der ohne Zugabe oder Entnahme von Stoffen hergestellt wird. Das bedeutet, dass bei der Herstellung biologischer (wenn auch nicht immer zertifizierter) Landbau betrieben wird, keine Zusatzstoffe verwendet werden, ausschließlich einheimische Hefen für die Gärung verwendet werden, der Einsatz von Schwefeldioxid oder Sulfiten auf natürliche oder minimale Weise erfolgt und keine sterile Filtration durchgeführt wird. Dieser Herstellungsprozess heisst auch "Low-intervention".

Das Ziel von "Low-intervention"  ist es, den natürlichen Ausdruck des Weins zum Vorschein zu bringen. Dies geschieht durch die Trauben, den Boden, den der Winzer durch biologische, biodynamische oder nachhaltige Bewirtschaftung pflegt, und das "Terroir", also das Land, auf dem die Trauben wachsen. Die einzigartigen geologischen und physikalischen Merkmale jedes Terroirs prägen den Wein und können sich im gesamten Prozess - sowohl im Weinbau als auch bei der Weinbereitung - mehr oder weniger deutlich bemerkbar machen.

Obwohl der Weinbau seinen Ursprung in der Natur hat, hat das 20. Jahrhundert mit der "Grünen Revolution" in der industrialisierten Landwirtschaft die Beziehung zwischen Landwirten und Winzern sowie ihrem Land und dessen Ertrag stark verändert. Manche Naturwinzer bezeichnen dies als "Lehrbuchlandwirtschaft". Die mechanisierte Natur mag zwar für Konsistenz sorgen, ist aber entfremdet und kontrolliert.

Die Herstellung von "natürlichem" Wein ist kein einfacher Weg und sicherlich ein edles Ziel. Dennoch haben auch die traditionellen modernen Methoden ihre eigenen Herausforderungen und Vorteile. Letztendlich geht es um persönliche Vorlieben. Abgesehen davon ist die langfristige Herstellung von natürlichen Weinen sicherlich nachhaltiger, da sie den chemischen Abbau und die Bodenerosion durch die Landwirtschaft verringert.

Der natürliche Weinbau erfordert viel Liebe und Hingabe, ein Gespür für den lebenden Organismus Rebe und das empfindliche Ökosystem eines ganzen Weinbergs. Es erfordert Leidenschaft, Offenheit für die Möglichkeit von Nuancen zwischen den Jahrgängen und gelegentlich sogar zwischen den Flaschen, sowie die Begeisterung für die Erforschung des Charakters, der entsteht - von Seiten des Winzers und des Käufers auf jeder Ebene.

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